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Redewendungen aus dem Mittelalter
Teil I
Übersicht der Redewendungen. Beschreibung sind von mir, ist aber am Video/ Hörbuch orientiert:
Steinreich | Sehr wohlhabend sein
„Steinreich“ beschreibt eine Person, die über großen Reichtum verfügt. Diese Redewendung stammt aus einer Zeit, als nur Reiche sich Häuser aus Stein leisten konnten, da die meisten einfachen Leute in Holzhäusern lebten. Steinbauten waren ein Zeichen von Wohlstand und Macht.
Pech gehabt | Unglück erfahren
Der Ausdruck „Pech gehabt“ bezieht sich nicht auf das Verschütten von heißem Pech, wie oft angenommen wird. Stattdessen war ein „Pechvogel“ ein Vogel, der durch aufgetragenes Pech auf Stangen gefangen wurde – ein Sinnbild für unglückliche Umstände.
Hieb- und stichfest | Unangreifbar, absolut sicher
Stammt aus dem mittelalterlichen Aberglauben, wonach magische Sprüche und Rituale Menschen im Kampf unverwundbar machen sollten. Sie wird heute verwendet, um etwas als sicher und unanfechtbar zu bezeichnen.
Etwas im Schilde führen | Schlechte Absichten haben
Im Mittelalter trugen Ritter ihre Wappen auf Schilden. Wenn ein Ritter mit geschlossenem Visier und Wappen im Schilde eine Burg betrat, deutete dies oft auf schlechte Absichten hin.
Sich aus dem Staub machen | Verschwinden, flüchten
In mittelalterlichen Schlachten wurde oft viel Staub aufgewirbelt, in dem sich einfache Soldaten unbemerkt zurückziehen konnten. Die Redewendung bezieht sich auf diese Flucht im Schutz des aufgewirbelten Staubs.
Einen Zacken aus der Krone brechen | Im Ansehen herabsinken
Bezieht sich auf die Wappenkronen des Adels, bei denen die Anzahl der Zacken den Rang anzeigte. Der Verlust eines Zackens bedeutete symbolisch eine Minderung des Ansehens oder Status.
Mit jemandem ist nicht gut Kirschen essen | Jemand ist unfreundlich
Geht auf den Brauch zurück, dass hochrangige Personen ihren niedriger gestellten Mitmenschen beim Kirschenessen die Kerne ins Gesicht spuckten, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren.
In die Schuhe schieben | Jemandem die Schuld geben
In Herbergen versteckten Diebe oft gestohlenes Gut in den Schuhen ihrer Mitreisenden, um die Schuld von sich abzulenken. Diese Praxis führte zur Redewendung, jemandem die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Etwas an die große Glocke hängen | Eine Information öffentlich verbreiten
Stammt aus Zeiten, als wichtige Nachrichten durch das Läuten einer großen Glocke und anschließende Verkündungen durch den Gemeindediener bekannt gemacht wurden.
Mundtot machen | Jemanden zum Schweigen bringen
Ursprung im Mittelhochdeutschen und bedeutete ursprünglich „entmündigen“. Sie bezog sich nicht auf das Schweigen im wörtlichen Sinne, sondern auf die Beraubung der Macht und Rechte einer Person.
Die Stange halten | Jemanden unterstützen
Im Mittelalter war es bei Gerichtsduellen üblich, dass ein Unterstützer dem Kämpfenden durch das Halten einer Stange Schutz bot. Diese Stange wurde als Zeichen der Unterstützung eingesetzt, um den Gegner abzuwehren.
In den Wind schlagen | Etwas geringschätzig ablehnen
Kommt aus dem mittelalterlichen Rechtswesen, in dem ein Kläger symbolisch in die Luft schlagen musste, wenn der Beklagte nicht zum Kampf erschien. Dies galt als symbolischer Sieg und Ausdruck der Verachtung.
Ein Schlitzohr sein | Eine schlaue, hinterhältige Person sein
Früher wurden Missetäter durch einen Einschnitt ins Ohr markiert, was sie als Betrüger kennzeichnete. Diese Redewendung beschreibt eine hinterhältige, aber clevere Person.
Mit Hängen und Würgen | Sehr mühsam, mit knapper Not
Diese Redewendung geht auf die grausamen Methoden früherer Hinrichtungen zurück, bei denen der Tod oft qualvoll herbeigeführt wurde. Sie wird heute verwendet, um eine extrem mühsame Anstrengung zu beschreiben.
Siehe auch:
Video/ Hörbuch
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