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Ein paar weihnachtliche Worte möchte ich doch noch sagen zum Anschlag in Magdeburg. Es sind wahrscheinlich nicht unbedingt Worte, die unter meinen Kontakten hier in den sozialen Medien viel Zustimmung auslösen werden. Und vielleicht werde ich auch gleich zu der Abschiebeeuphorie bzgl Syrern etwas sagen, weil ja angeblich jetzt wieder in Syrien alles in Ordnung sei. Diesen Standpunkt als "Populismus" zu bezeichnen, wäre allerdings wohl eine Untertreibung. Das ist einfach nur mehr doof. Eher muss man sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt fragen, ob Syrien überhaupt noch existiert. Nur weil Assad weg ist, ist doch dort jetzt nicht Friede, Freude, Eierkuchen. So viel mal zu diesem Blödsinn. Nun zu Magdeburg. Die Bevölkerung ist empört. Zu Recht. Die Menschen sind empört über die Politiker. Zu Recht. Sie sind empört über eine nicht funktionierende Migrations- und Integrationspolitik. Zu Recht. Sie sind empört über die Ermordung eines unschuldigen Jungen. Zu Recht. Und sie sind empört über eine Exekutive, die die Resourcen hat, um die Privatwohnungen von Menschen zu stürmen, die in den sozialen Medien einen Regierungspolitiker beleidigt haben, aber nicht in der Lage sind, einen Asylanten in Schach zu halten, der seine Tat seit langem angekündigt hat. All dem gebe ich Recht. - Und dennoch will mir in der Form die Empörung nicht schmecken. Es ist eine Empörung, die auf einem Auge blind ist. Diese Empörten sehen Deutschland nur als Opfer, begreifen aber nicht, dass nach Deutschland lediglich das zurückkommt, was Deutschland selbst in die Welt hinausträgt. Deutschland ist nicht unschuldig. Nicht nur ein paar Menschen auf einem Weihnachtsmarkt, sondern Zigtausende, samt Frauen und Kindern, sind seit Herbst im Gazastreifen mit Hilfe deutscher Unterstützung massakriert worden. Die da, die da jetzt über Magdeburg empört sind, waren die jemals darüber so empört, haben sie deswegen auch so laut aufgeschrien? In Afghanistan war das deutsche Militär mitbeteiligt und hat sich an Schlachten beteiligt und ist somit für die Ermordung von Menschen verantwortlich. Hat es deswegen je wütenden Protest in der deutschen Bevölkerung gegeben? Nein, über die Toten ist man anscheinend erst empört, wenn es sie auf deutschem Boden gibt und wenn es Deutsche sind. Sonst gehen sie uns ja nichts an. So scheinen viele zu denken. Und Syrien und all die anderen Hotspots im orientalischen Raum: Ihr jammert über die Flüchtlinge, ihr fühlt Euch bedroht von Ihnen. Aber wo und wann seid Ihr gegen die NATO aufgestanden, gegen die US-Kriegspolitik, wo und wann seid Ihr auf die Straße gegangen, um den Austritt Deutschland aus diesem kriegsverbrecherischen Bündnis zu fordern, das durch seine politischen und militärischen Handlungen überall auf der Welt erst diese Unmassen von Flüchtlingen produziert und den radikalen Islam hervorgebracht hat, mit dem wir es nun zu tun haben? Da habt Ihr nichts getan, da habt Ihr die Hände in den Schoß gelegt, da wart Ihr zu träge oder desinteressiert. Das Leid ist ja irgendwo ganz anders, weit weg, und die sind ja selber schuld dran. So haben viele von Euch gedacht. Jetzt jammern - das entbehrt nicht einer gewissen Doppelbödigkeit. Liebe Leute, solange Ihr das Böse nur in den Flüchtlingen. Asylanten und Einwanderern seht, solange Ihr nicht zuerst einmal die Mitverantwortung Deutschlands für all die Gewalt auf dem Planeten begreift und auch Eure eigene Mitverantwortung als Bürger dieses Landes, solange wird das Spiel so weitergehen. - Für Österreich gilt dasselbe in abgewandelter Form natürlich gleichfalls.
BY Ortwin Rosner
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